
Unter Leitung des Fraunhofer IAO und in Zusammenarbeit mit dem Markt Garmisch-Partenkirchen fand Mitte Januar der Feedbackworkshop zur Leitbildentwicklung im Kongresshaus statt. Die Gremiumssitzung in großer Runde mit Vertreter und Repräsentanten von Kommunen, Ämtern und Mobilitätsanbieter befasste sich im Workshop mit der Entwicklung und Ausgestaltung eines regionsspezifischen, nachhaltigen Leitbildes. Unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren im Handlungsfeld Mobilität und der vorangegangen Untersuchung der Status Quo-Analyse (IST-Zustand) sind als Ergebnis des Workshops zwölf lokalspezifische Leitsätze entstanden.
Zu Beginn des Workshops wurde das gemeinsame Verständnis zu relevanten Einflussfaktoren sowie deren Zukunftsprojektionen und regionsspezifischen Besonderheiten im Handlungsfeld Mobilität vorangestellt und unter aktiver Beteiligung der Workshopteilnehmer diskutiert. Als Grundlage für die Ableitung lokalspezifischer Leitsätze ist eine Orientierung an Ziele und Anforderungen bestehender Pläne und Konzepte nützlich. Als Feedback der Teilnehmer wurde angemerkt, dass unter anderem auch das neu erarbeitete Radverkehrskonzept in den Leitsätzen inhaltlich verortet und die Inklusion/Barrierefreiheit übergreifend berücksichtigt werden sollte.
Abbildung: Einflussfaktoren im Handlungsfeld Mobilität
[Bildquelle: Fraunhofer IAO]
Anschließend wurden die im Marktgremium erarbeiteten Vorschläge für regionsspezifische Leitsätze mit den Workshopteilnehmern in einer Diskussion ausgetauscht, entsprechend einem gemeinsamen Verständnis angepasst und durch aktive Beteiligung konkretisiert. Daraus resultierten folgende zwölf aktualisierte Leitsätze:
- L1: Flächenentwicklung und Verkehrsplanung sind eng verzahnt und aufeinander abgestimmt, um unnötigen Verkehr von vornherein zu vermeiden.
- L2: Die Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit ist für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet.
- L3: Im öffentlichen Raum besteht eine hohe Aufenthaltsqualität und der verkehrsbedingte Flächenverbrauch ist optimiert und minimiert.
- L4: Die verkehrsbedingte Belastung durch Emissionen und Immissionen sowie der Ressourcenverbrauch sind minimiert.
- L5: Der ÖPNV hat im Verkehrssystem in der Marktgemeinde an Bedeutung gewonnen.
- L6: Das Angebot im ÖPNV ist bedarfsgerecht und barrierefrei ausgebaut und für alle Nutzergruppen komfortabel und mit einheitlicher Tarifstruktur gestaltet.
- L7: Mobilitätsknotenpunkte bieten dem Nutzer attraktive Umsteigemöglichkeiten zwischen allen Verkehrsträgern, die gut aufeinander abgestimmt und miteinander vernetzt sind.
- L8: Die Nutzer werden gebündelt, einfach zugänglich und übersichtlich über das Mobilitätsangebot informiert.
- L9: Der Umweltverbund, d.h. ÖPNV, neue Mobilitätsangebote, der Rad- und Fußverkehr, wird in der Marktgemeinde besonders gefördert und als echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr wahrgenommen und entsprechend genutzt.
- L10: Öffentliche Dienstleister nehmen eine Vorbildfunktion für nachhaltige Mobilität ein.
- L11: Gemeinschaftliches und respektvolles Miteinander unter allen Verkehrsteilnehmern.
- L12: Die Erreichbarkeit essentieller Ziele ist mit allen Verkehrsträgern sichergestellt.
In einem weiteren Schritt wurde gemeinsam mit den Workshopteilnehmern eine Gewichtung der themenbezogenen Leitsätze vorgenommen. Die gewichteten Leitsätze gehen entsprechend in die Analyse der Leitbildentwicklung ein und werden im weiteren Vorgehen für die Bewertung verschiedener Maßnahmen herangezogen.
Bei der Weiterentwicklung im Rahmen der Leitbildentwicklung werden zwei Wirkrichtungen verfolgt:
Einerseits die Bündelung der themenbezogenen Leitsätze zur Formulierung strategischer Ziele. Dies dient der einfacheren Kommunikation der Ziele und somit zur Erhöhung der Akzeptanz bei verantwortlichen Akteuren sowie der Bevölkerung.
Andererseits wird eine Konkretisierung und Quantifizierung verfolgt, indem aus den themenbezogenen Leitsätzen in einem weiteren Schritt Kennzahlen und Zielwerte abgeleitet werden.
Abbildung: Weiterentwicklung des Leitbildes
[Bildquelle: Fraunhofer IAO]
Ausblick:
Im Forschungsprojekt „e-GAP 2030“ wird nach Abschluss von AP 2 (Leitbildentwicklung) primär nun die Maßnahmenkonzeptionierung (AP 3: Ableitung von Maßnahmenkonzepten und Handlungsleitfaden) fokussiert. Bei der Ausarbeitung und Bewertung der Maßnahmen wird darauf geachtet, dass die Kernthemen aus AP 1 (Status Quo-Analyse) entsprechend berücksichtigt werden und die Ergebnisse der Arbeitspakete aufeinander aufbauen.
Als Einstieg in AP 3 wurde dazu im Feedbackworkshop das Maßnahmen-Forum als erster Brainstorming-Prozess mit den lokalen Akteuren zur Ideenfindung von regionsspezifischen Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen Mobilität durchgeführt. Die Maßnahmen werden im weiteren Verlauf des Projekts genauer analysiert und durch weitere, lokalspezifische Maßnahmenvorschläge ergänzt und entsprechend aufbereitet. Danach folgt eine wissenschaftliche Bewertung der Maßnahmen, die wiederum in Kooperation mit den lokalen Akteuren diskutiert wird. Als Ergebnis soll ein Maßnahmenkatalog entstehen, in dem auch ausgewählte Leuchtturm-Maßnahmen hervorgehoben und detaillierter beschrieben werden.